Biomechanik/Pathophysiologie des Hüftgelenks und periphere Arthrose
Arthrose
gehört in der heutigen Zeit beinahe zum Leben eines Menschen dazu.
Genauso, wie es normal ist, dass wir mit zunehmendem Alter etwas
langsamer und vergesslicher werden, scheint es auch ganz normal zu
sein, dass mit dem 5. oder 6. Lebensjahrzehnt die Gelenke schmerzen.
Wer keine Arthrose bekommt hat nicht richtig gelebt oder war faul,
das hört man immer wieder.
An
diesen, zugegeben platten, Behauptungen ist aber tatsächlich etwas
dran. Zwar korreliert die Entstehung einer Arthrose
selbstverständlich nicht mir dem Arbeitseifer oder der Belastung,
doch entrinnen kann ihr niemand. Jeder Mensch erleidet im Laufe
seines Lebens eine Arthrose, vorausgesetzt er wird alt genug.
Physiologie
der Gelenke
Ein Gelenk besteht grob aus zwei beteiligten Knochen, deren Enden jeweils mit einer Schicht aus hyalinem Knorpel überzogen sind. Dieser Knorpel besteht aus Knorpelzellen (Chondrozyten) und Matrixgewebe, das u. a. aus Kollagen und Wasser besteht. Umgeben wird das Gelenk von einer Gelenkkapsel, die innen mit der Membrana synovialis ausgekleidet ist. Wie alles im Körper reift auch ein Gelenk im Laufe des Lebens und verändert sich dementsprechend, daraus ergeben sich zwei Probleme:
Das
erste Problem stellen die Chondrozyten dar. Sie sind nur zu
Beginn des Lebens teilungsfähig. Mit dem Erwachsenenalter
verlieren sie diese Fähigkeit. Zu den daraus resultierenden Folgen
später mehr.
Das
zweite Problem besteht in der Ernährung des Gelenks. Die
Gelenkkapsel macht aus dem Gelenk einen nach außen abgeschlossenen
Raum, in dem sich die Gelenkflüssigkeit (Synovia) befindet. Sie
stellt ein Ultrafiltrat des Serums dar und dient zum einen der
"Schmierung" und zum anderen der Ernährung des Gelenks. Im
jungen Alter erfolgt diese Ernährung zum einen über die Synovia und
zum anderen über subchondrale Blutgefäße. Im Erwachsenenalter
ändert sich auch dies zum Negativen: Die Ernährung über Blutgefäße
fällt weg, der Knorpel ist avaskulär und muss komplett über
Diffusion aus der Synovia ernährt werden.
Um
die Knorpelzellen zu ernähren ist es also notwendig die
Transitstrecke des Gelenks (von der Gelenkinnenhaut durch den
Binnenraum und die Matrix zu den Chondrozyten) zu überwinden. Eine
intermittierende Belastung des Gelenks unterstützt diesen Austausch.
Glatter
als Eis
Bewegen
sich zwei Flächen aufeinander entsteht immer Reibung. Ist die
Reibung groß entsteht sogar Reibungswärme (Handflächen aneinander
reiben) und es muss mehr Energie aufgebracht werden um die beiden
Flächen gegeneinander zu verschieben. Physikalisch ausgedrückt ist
der Reibungsquotient also hoch. Sind beide Flächen sehr glatt und
die Reibung ist klein, so ist sehr viel weniger Energie notwendig, um
eine Bewegung der Flächen zu erreichen (Schlittschuhe auf Eis, Ski
auf Schnee). Denkt man daran zurück, wie man das letzte Mal unsicher
auf Schlittschuhen gestanden ist und sich bemüht hat nicht
hinzufallen, wird man zustimmen, dass der Reibungsquotient sehr klein
sein muss. In Wirklichkeit ist er bei Schlittschuhen auf Eis um rund
eine Zehnerpotenz höher, als in unseren Gelenken. Selbst das beste
künstliche Gelenk hat einen etwa 30-mal höheren Reibungsquotienten,
als natürliche Gelenke. Dieser unvorstellbar niedrige Widerstand ist
dafür verantwortlich, dass wir uns ohne große Anstrengungen mehrere
Jahrzehnte problemlos bewegen können.
Fehlstellungen
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Normaler AT-Winkel |
Ist
gibt zahlreiche angeborene Fehlstellungen, die die Form unseres
Hüftgelenks beeinträchtigen aber meist lediglich kosmetische
Probleme sind. Einige ausgewählte sollen nun erläutert werden.
Coxa
valga und vara bezeichnen zu steile bzw. zu flache
Schenkelhälse. Der Teil zwischen dem Corpus (Hauptteil/Körper) des
Femurs und dem Caput (Femurkopf) heißt Collum (Hals). Dieser ist
leicht abgeknickt und bildet mit dem Corpus den sogenannten
CCD-Winkel (Corpus-Collum-Diaphysen-Winkel), der normalerweise 120°
bis 130° beträgt. Physiologischerweise existieren leichte
Unterschiede, sind diese allerdings zu groß und der CCD-Winkel geht
über 140° hinaus steht das Collum zu steil auf
dem Corpus, die Folge ist ein Coxa valga.
Bei
der Coxa valga handelt es sich um eine Fehlstellung, die bei
Kleinkindern physiologisch ist und sich normalerweise mit der Zeit
normalisiert. Es handelt sich nicht um eine präarthrotische
Deformität! Sollte die Fehlstellungen fortbestehen, so wird sie
operativ, mittels einer Varisierungsosteotomie, behandelt. Dabei wird
ein Knochenkeil entfernt und so der CCD-Winkel wieder normalisiert.
Coxa valga können die Folge einer angeborenen Hüftdysplasie sein,
da sie zu einem zu großen CCD-Winkel führt.
Bei
der Coxa antetorta handelt es sich im eine
Fehlstellung des Schenkelhalses. Normalerweise zeigt das Collum, vom
Corpus des Femur aus gesehen, nach oben und leicht nach vorne. Den
Winkel, der von einer Waagerechten durch die Femurkondylen des
Kniegelenks und dem Collum gebildet wird, wird als AT-Winkel
(Antetorsionswinkel) bezeichnet und beträgt normalerweise um 15°.
Dies bedient eine leichte Aßenrotation des Fußes, da wir von einem
gestreckten Bein ausgehen und dann, sowohl im Knie- als auch in den
Sprunggelenken, keine Rotation möglich ist. Wichtig zu wissen ist,
dass die Lage des Schenkelkopfes in der Pfanne kaum variabel ist und
von der umgebenden Gelenkkapsel (im Bild nicht dargestellt) gesichert
wird.
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Zu großer AT-Winkel |
Ist dieser Winkel, wie es bei 15 % aller Kleinkindern physiologisch ist, zu groß, steht das Collum und damit auch das Caput zu weit vorne. Trotzdem muss der Schenkelkopf in der oben dargestellten Position in der Pfanne sitzen. Um dies zu erreichen dreht sich das komplette Bein nach innen, bis die richtige Position erreicht ist. Die Folge ist, dass sich auch der Fuß nach innen dreht, ein charakteristisches und auffälliges Gangbild mit nach Innen schwenkenden Fußspitzen sind die Folge.
Bildet
sich das gestörte Gangbild nicht wieder zurück kann kann evtl. bei
sehr starken Formen eine Operation erwogen werden. Wenig sinnvoll
sind krankengymnastische oder orthetische Therapien mittels Einlagen.
In der Regel ergeben sich aus einer Coxa antetorta lediglich
kosmetische Symptome, die allerdings keinerlei Beschwerden
hervorufen.
Das
Gegenstück ist die Coxa retrotorta, bei der der
Winkel negativ ist, das Collum also nach hinten zeigt.
Dementsprechend muss das Bein und damit auch der Fuß nach außen
rotiert werden, damit der Schenkelkopf in korrekter Lage in der
Pfanne zu liegen kommt. Das Gangbild ist weniger einprägsam und
auffällig, als bei einer Coxa antetorta und zeichnet sich durch
unnormal weit nach außen zeigende Fußspitzen aus. Auch diese
Fehlstellung ist von klinisch eher untergeordneter Bedeutung.
Biomechanik
und Pathophysiologie
Die
Schädigung der Gelenke kann verschiedene Ursachen haben
traumatische, metabolische, infektiöse oder eben degenerative. Nur
kurz ansprechen möchte ich die nicht-degenerativen Schädigungen.
Sie können beispielsweise in einer Störung der Homöostase des
Gelenkes begründet liegen. Entstehen können diese Störungen zum
einen altersbedingt (eine degenerative Schädigung zieht eine
metabolische oder infektiöse nach sich), zum anderen aber auch durch
metabolische Erkrankungen, die dazu führen können, das zytotoxische
Substanzen in das Gelenk gelangen. Gelenke können auch enzymatisch
geschädigt werden (rehumatoide Arthritis). Werden z. B. im Rahmen
einer Entzündung (Gelenkinfektion) massenhaft Immunzellen und
lysosomale Enzyme gebildet, können diese den Knorpel angreifen. Dies
ist auch der Grund, warum eine Gelenkeiterung i. d. R. einer
sofortigen Intervention bedarf.Bei den primär mechanischem
Schädigungen stehen Traumen und akute oder chronische Überbelastung
im Vordergrund. Unter Überbelastung ist eher eine Fehlbelastung zu
verstehen, die, im weitesten Sinne, durch Gelenkfehlstellungen
zustande kommt. Häufig ziehen solche primär mechanischen Probleme
biologische nach sich, da es durch die beginnende Knorpelzerstörung
sekundär zu Ernährungsstörungen und enzymatischen Schädigungen
kommen kann.Gelenke haben eine unglaublich große Toleranz gegenüber
Belastungen, sofern sie korrekt ausgebildet sind und keine
posttraumatischen oder kogenitalen Inkongruenzen vorliegen. Gesunde
Gelenke reagieren auf steigende Belastung mit einer Art Umbau.
Entstandene Mikrofrakturen führen physiologisch zu einer
Sklerosierung, was in einer erhöhten Beanspruchbarkeit mündet.Die
Kraft, die ein Gelenk zu tragen hat, lässt sich relativ leicht
berechnen, wie kurz am Beispiel des Hüftgelenks gezeigt werden
soll.Wir gehen davon aus, dass wir auf beiden Beinen stehen und 80 kg
wiegen. Diese 80 kg verteilen sich, der Einfachheit halber, nur auf
die Körperanteile oberhalb der Hüftgelenke. Es lasten also 40 kg
auf jedem unserer Hüftgelenke. Gehen wir nun einmal davon aus wir
heben unser linkes Bein vom Boden, wie viel Last muss das rechte
Hüftgelenk nun tragen? Alles, also 80 kg...oder doch nicht?
Der
Körperschwerpunkt (KS) liegt ungefähr auf Höhe von S2, also
mittig, knapp oberhalb der Hüfte. Hier drückt also das
Körpergewicht, mit der Kraft K, nach unten und erzeugt einen
Drehmoment (M1) an unserem rechten Hüftgelenk. Unser linker Fuß
schwebt nach wie vor über dem Boden. Warum kippt unser Becken nun
also nicht, dem Drehmoment folgend, nach unten?Schuld sind unsere
Muskeln, genauer gesagt die pelvitrochantäre Muskulatur, im
Wesentlichen M. gluteus medius und minimus, bei denen es sich,
entgegen ihrer Namen, um sehr große und kräftige Muskeln handelt.
Sie müssen nun ein, dem Drehmoment M1 entgegengesetztes, Drehmoment
(M2) erzeugen. Ihren Ursprung haben sie an der Rückseite der
Darmbeinschaufel (Ala ossis ilii) und setzen am Trochanter major,
einem Knochvorsprung (Apophyse) des proximalen Femur an.
Knontrahieren sie sich nun beim Stand auf einem Bein, so ziehen sie
das Becken nach unten und erzeugen das Drehmoment M2. Dabei besteht
allerdings ein mechanisches Problem. Der Hebelarm des Körpergewichts
ist in etwa 3-mal so lang (3l), wie der der Muskelkraft. Das heißt,
dass die von der Muskulatur aufgewendete Kraft 3-mal so groß sein
muss, wie das Körpergewicht, um ein gleich großes Drehmoment zu
erzeugen.Addiert man also das Körpergewicht und die Muskelkraft
resultiert eine Belastung des Hüftgelenks bei Einbeinstand, die etwa
4-mal so groß ist wie das Körpergewicht, also etwa 300 kg. Führt
man sich nun vor Augen, dass unser Gang ein ständiger Wechsel
zwischen Einbeinstand rechts und Einbeinstand links ist, kann man
sich in etwa vorstellen, wie groß die Belastungen sind, die das
Hüftgelenk im Laufe eines Lebens aushalten muss.Im umgekehrten Fall
wird der Winkel spitzer und damit kleiner als 120°, was man Coxa
vara nennt.Coxa vara entstehen durch Osteomalazie, posttraumatisch
oder durch einen Morbus Perthes. Das klinische Bild prägt eine
Beinverkürzung, die zu Fehlhaltungen und Schmerzen führt. Auffällig
ist das sogenannte Trendelenburg-Zeichen, bzw. Duchenne-Hinken. Es
entsteht dadurch, dass der Trochanter major relativ zum Caput zu hoch
steht, was eine Insuffizienz der pelvitrochantären Muskulatur zur
Folge hat. Somit können diese das Becken beim Einbeinstand nicht
mehr in der Horizontalen halten, was ein Absinken des Beckens zur
kontralateralen Seite zur Folge hat. Dieses Phänomen wird
Trendelenburg-Zeichen genannt. Der Gang eines betroffenen Patienten
sieht ebenfalls ungleichmäßig aus und zeichnet sich dadurch aus,
dass er sein Gewicht stark auf die betroffene Seite verlagert, den
Oberkörper also zur Seite neigt. Der Sinn dahinter ist, dass er das
Gewicht, das das Becken nach unten zieht verringern will und dafür
sorgen will, dass die pelvitrochantäre Muskulatur, die ja nicht mehr
richtig funktioniert, weniger Kraft aufbringen muss.Diese Art des
Hinkens wird daher auch als Insuffizienzhinken (Duchenne-Hinken)
bezeichnet. Es tritt allerdings auch bei Schmerzen des Hüftgelenks,
bspw. bei Arthrose, auf. Erscheint es im ersten Moment widersinnig
Gewicht auf ein krankes Gelenk zu verlagern, so macht es doch Sinn,
wenn man sich die physikalischen Besonderheiten nochmals vor Augen
hält. Das Verlagern des Körpergewichts reduziert die Kraft, die das
Becken in der Körpermitte nach unten zieht, dementsprechend muss die
Muskulatur mit weniger Kraft gegenhalten, insgesamt reduziert sich
die Kraft, die auf das betroffene Gelenk wirkt, also leicht.
Arthrose
Mit Beginn des 3. Lebensjahrzents kommt es zu linearen Veränderungen des Binde- und Stützgewebes, die röntgenologisch nachweisbar sind. Mit der 4. Lebensdekade sind solche Veränderungen bei etwa der Hälfte aller Menschen nachweisbar. Ab dem 65. Lebensjahr gibt es quasi keinen Menschen mehr, der die degenerativen Veränderungen nicht hat. Warum braucht also nicht jeder mehrere neue Gelenke oder hat starke Schmerzen?
Individuelle
Unterschiede
So unbefriedigend das auch ist hat die Forschung darauf bis heute keine wirkliche Erklärung dafür parat. Man weiß, dass nur etwa ein Viertel aller Arthrosen subjektive Beschwerden hervorrufen (einige Studien belegen noch niedrigere Zahlen), doch warum das so ist, weiß man schlicht nicht. Merkwürdig ist zudem, dass der Röntgenbefund nicht wirklich mit dem Ausmaß der Beschwerden korreliert. Eine - nach Röntgenbild - schwere Arthrose kann Jahre bestehen ohne Beschwerden zu bereiten, während manche Menschen mit eher leichter Arthrose deutlich mehr Schmerzen haben und in ihrer Bewegung deutlich eingeschränkter sind.Mit Abstand am häufigsten ist die Arthrose der Wirbelsäule, die hier einmal außen vor gelassen werden soll. Es folgen Knie-, Schulter- und Hüftgelenk in absteigender Häufigkeit.
Ursachen
Eine Arthrose entwickelt sich immer auf Basis eines Missverhältnis zwischen Belastung und Belastungsfähigkeit des jeweiligen Gelenks. Vielleicht etwas überraschend begünstigt auch Immobilisation, also das ausbleiben von Belastung, die Entstehung einer Arthrose, da so der Gelenkstoffwechsel eingeschränkt wird.
Es
gibt primäre und sekundäre Arthrosen, bei ersterer liegt eine
Minderwertigkeit des Knorpels vor, deren Ursache unbekannt ist.
Zweitere entwickeln sich auf Grund von Traumen, Fehlbelastungen,
metabolischen Störungen, Entzündungen oder eben degenerativen
Veränderungen.Für die degenerativen Veränderungen sind zwei
bereits beschriebene Veränderungen im Erwachsenalter entscheidend.
Zum Einen ist die Ernährung erschwert, da sie nur noch über
Diffusion stattfinden kann, zum Anderen haben die Chondrozyten ihre
Teilungsfähigkeit verloren. Einmal beschädigter oder abgenutzter
Knorpel kommt also nie mehr zurück!
Verlauf
Der
Verlauf der degenerativen Erkrankung ist langsam progredient. Zu
Beginn verliert der Knorpel an Elastizität und es kommt zu einer
Demaskierung von Kollagenfasern.
In
der Folge kommt es zur subchondralen Sklerose und Spaltbildung im
Gelenkknorpel. Schub- und Scherkräfte, die durch den
Knorpelabbau vermehrt auf den Knochen wirken, führen zur Ausbildung
von wulstartigen Vorsprüngen (Osteophyten, Exophyten). In diesem
Stadium beginnt die Gelenkdestruktion. Der Knorpel wird immer weiter
abgerieben, es entstehen Zysten und es kommt, an den Stellen, an
denen bereits kein Knorpel mehr vorhanden ist, zu Knochenabschliff.
Dieses Stadium kann Jahre lang klinisch inapparent bleiben. Werden
die pathologischen Prozesse allerdings beschleunigt kann eine solche
inaktive Arthrose auch aktiviert und damit klinisch relevant werden.
Beispielsweise kann es durch den übermäßigen Anfall von
Knorpelabrieb zu einer reaktiven Entzündung des Gelenks kommen, was
wiederum eine enzymatische Destruktion des noch verbliebenen Knorpels
nach sich ziehen kann. Die Symptome sind relativ unabhängig davon,
welches Gelenk betroffen ist gleich: Schmerz, Schwellung,
Muskelverspannung, Bewegungseinschränkung (Insuffizienzhinken),
zunehmende Deformität.
Stadieneinteilung
Der
Verlauf der Erkrankung wird in 3 Stadien eingeteilt. In Stadium I ist
nur ein belastungsabhängiger Schmerz vorhanden. Wir erinnern uns an
die 40 kg pro Hüfte im Stehen, im Vergleich zu 300 kg beim Gehen.
Dies erklärt, warum Stehen häufig weniger Probleme macht. Mit
Sitzen haben übrigens auch Patienten in höheren Stadien kaum
Probleme, da die Hüften am Sitzen nicht beteiligt sind. In Stadium I
sind Muskelverspannungen und Muskelschmerzen charakteristisch, die
durch eine Schonhaltung zustande kommen. Die Problematik liegt darin,
die Ursache der Muskelschmerzen zu erkennen, da sie durchaus vom
Gelenk entfernt liegen können. Im zweiten Stadium weitet sich der
Schmerz aus und tritt manchmal auch bei passiven Bewegungen auf
(Kapselschmerz, intraartikuläre Läsionen). Der Schmerz, der bei
Bewegung empfunden wird, stammt nicht aus dem Gelenk oder Knorpel
selbst, da der Knorpel keinerlei Schmerzrezeptoren besitzt. Meist
stammt er aus Muskeln und Sehneninsertionen. Kommt er tatsächlich
aus dem Gelenk selbst, schmerzt die Gelenkkapsel, was für
Entzündungen oder intraartikuläre Läsionen charakteristisch ist.
In diesem Stadium nehmen die Schmerzen bei Gebrauch ab. Es besteht
also ein Anlaufschmerz, der sich nach kurzer Gehstrecke
zurückbildet.In Stadium III kommt nun auch ein Ruheschmerz hinzu,
der auf eine Entzündung des Gelenks und der umgebenden Weichteile
zurückzuführen ist. Außerdem kann es zu venöser Hypertonie im
Bereich des Gelenkknochens durch Knochenmarkfibrose kommen, was
ebenfalls zu Schmerzen führt.
Hauptsächlich
sind für die Bewegungseinschränkung die Kontrakturen der Muskulatur
und Weichteile verantwortlich. Im Verlauf wird die Bewegung aber auch
durch die Deformität des Gelenkkörpers selbst stark eingeschränkt.
Die Folgen können, insbesondere an der unteren Extremität,
Achsenfehlstellungen sein, die die Gebrauchsfähigkeit der kompletten
Extremität extrem einschränken kann. Muskelatrophie und
Gelenkinstabilität können weitere Folgen einer länger bestehenden
Arthrose sein.Ist der Knorpel vollständig verschwunden kann es
spontan zu einer Einsteifung (Ankylose) des Gelenks kommen.
Diagnostik
Zur
Diagnostik wird vor allem die Schilderung des Patienten
(Anlaufschmerz, progrediente Symptomatik) und das Röntgenbild
herangezogen. Wichtig ist hierbei, dass, wenn es um operative
Maßnahmen geht, man sich nach der Symptomatik des Patienten und erst
in zweiter Linie nach dem Röntgenbefund richtet.
Therapie
Die
Prävention wird zunehmend wichtig und sollte im Vordergrund stehen.
Bewegungsarmut und Adipositas sind zwei der wesentlichen
Risikofaktoren, die beseitigt werden sollten. Außerdem ist die
Früherkennung von präarthrotischen Deformitäten (Hüftdysplasie,
Achsenfehlstellungen) wichtig, da sie die einzigen Ursachen einer
Arthrose darstellen, die kausal behandelt und geheilt werden
können.Die eigentliche Therapie ist stark von den subjektiven
Beschwerden abhängig. Zu Beginn der Erkrankung können leichte
Schmerzzustände durch Krankengymnastik und Wärmebehandlung
angegangen werden.Achtung: Bei der aktivierten Arthrose ist dagegen
eine Kältebehandlung angezeigt. Zur Behandlung der Kontrakturen
eignen sich Massagen oder Interferenzströme.Darüber hinaus kommen
Schmerzmittel (Novalgin/Metamizol) und nicht-steroidale
Antiphlogistika (Naproxen, Voltaren/Diclofenac), um eine begleitende
Entzündung zu behandeln, zum Einsatz. Bei einer therapierefraktären,
aktivierten Arthrose kann eine intraartikuläre Injektion von
Kortikosteroiden erwogen werden. Der Nutzen einer Injektion von
sogenannten Chondroprotektiva ist umstritten.Insbesondere bei
betroffener unteren Extremität ist die orthetische Versorgung
hilfreich. Einlagen und orthopädische Schuhzurichtungen können
Arthrosen im Bereich der Fußwurzel oder des Sprungelenks lindern und
die betroffenen Gelenke entlasten. Ein Pufferabsatz kann axiale Stöße
abmildern und so die Gelenke der gesamten unteren Extremität
schützen.
Operative
Maßnahmen
Die
Implantation eines künstlichen Hüftgelenk oder die Hüft-TEP-OP
(TEP = totale Endoprothese), ist eine der wohl bekanntesten
Operationen überhaupt. Grundsätzlich muss man sich vor Augen
halten, dass es sich um eine Amputation handelt. Zwar wird keine
komplette Gliedmaße entfernt und außerdem ist die anschließend
eingesetzte Prothese nicht sichtbar, aber dennoch wird ein Stück des
Körpers entfernt und durch Fremdmaterial ersetzt.
Die
Indikation zur OP wird nicht (allein) durch das Röntgenbild
gestellt. Beispielsweise würde man bei einer 75-jährigen Patientin,
die kaum Schmerzmittel einnimmt, im Alltag nicht eingeschränkt ist
und subjektiv wenig Beschwerden angibt, auch bei hochgradig
pathologischem Röntgenbefund von einer Operation absehen. Es sind
also primär die Beschwerden und damit die Lebensqualität des
Patienten entscheidend. Zwar handelt es sich um eine bewährte
Operation, allerdings ist nur bei initial schlechtem Zustand des
Patienten mit einem adäquaten Benefit zu rechnen.Es existieren
verschiedene Arten und Varianten der Hüft-TEP. In der Regel
werden sowohl die Gelenkpfanne, als auch der Gelenkhals (oberhalb der
Trochanteren) amputiert und anschließend durch Prothesen ersetzt.
Der Schaft der Prothese besteht, genauso wie die künstliche
Gelenkpfanne, meist aus Titan, da Knochen dazu neigt in Titan
einzuwachsen, was mit anderen Materialen nicht funktioniert und für
einen festen Sitz wichtig ist. Dieser Schaft wird in den Hohlraum des
Femurs getrieben und entweder vom einwachsenden Knochen oder mittels
Zement fixiert. Beim sogenannten Zement handelt es sich um Plexiglas
(Polymethylmethacrylat), das mit Bariumsulfat versetzt wird, um es im
Röntgenbild sichtbar zu machen.Zementiert wird vor allem bei älteren
Patienten, bei denen nicht mit ausreichender Stabilität zu rechnen
ist.
Die Gelenkpfanne kann ebenfalls zementiert werden, obwohl diese in der Regel besser einwächst, als der Schaft. In die Gelenkpfanne kommt nun das sogenannte Inlay, aus einem Kunststoff oder Keramik, das den künstlichen Knorpel darstellt, auf dem sich der neue Hüftkopf bewegen kann. Hier sind optimale Gleiteigenschaften der beiden aufeinander reibenden Materialien wichtig. Gleichzeitig darf kein Abrieb entstehen, der das umliegende Gewebe reizen oder sogar toxisch wirken könnte.
Die angewandten OP-Techniken sind muskelschonend, das heißt, dass keine Muskeln durchtrennt werden. Es wurde bereits dargelegt, wie wichtig gerade die Glutealmuskulatur für unseren aufrechten Gang ist, daher wäre das durchtrennen dieser oder das Absetzen der Trochanteren nicht sinnvoll und mit großen Komplikationen verbunden.
Die Gelenkpfanne kann ebenfalls zementiert werden, obwohl diese in der Regel besser einwächst, als der Schaft. In die Gelenkpfanne kommt nun das sogenannte Inlay, aus einem Kunststoff oder Keramik, das den künstlichen Knorpel darstellt, auf dem sich der neue Hüftkopf bewegen kann. Hier sind optimale Gleiteigenschaften der beiden aufeinander reibenden Materialien wichtig. Gleichzeitig darf kein Abrieb entstehen, der das umliegende Gewebe reizen oder sogar toxisch wirken könnte.
Die angewandten OP-Techniken sind muskelschonend, das heißt, dass keine Muskeln durchtrennt werden. Es wurde bereits dargelegt, wie wichtig gerade die Glutealmuskulatur für unseren aufrechten Gang ist, daher wäre das durchtrennen dieser oder das Absetzen der Trochanteren nicht sinnvoll und mit großen Komplikationen verbunden.
Eine
andere Variante der Prothese ist die sogenannte Duokopfprothese, bei
der die Gelenkpfanne bestehen bleibt und nur der Schenkelhals und
Femurkopf ersetzt werden. Dieses Verfahren ist vor allem angezeigt,
wenn lediglich der Hüftkopf nicht aber die Pfanne, erkrankt ist, wie
beispielsweise nach einer Schenkelhalsfraktur oder Nekrose.
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